Ehrlich gesagt bin ich mir gar nicht sicher, ob sie Sie wirklich lesen wollen, was ich zu sagen habe, denn es wird ja eigentlich eh Tag aus Tag ein viel zu viel geredet und jegliche Meinung zu schwerwiegenden Themen geäußert!

Dabei glaubt man von lauter Experten umgeben zu sein, die über vieles Bescheid wissen und alles ganz genau analysieren können.

Diesbezüglich ist aber interessant zu beobachten, in welch kurzen Intervallen „langfristige“ Prognosen abgegeben und schon kurz darauf wieder adaptiert werden, und trotzdem hat uns niemand vorhergesagt, was sich heute auf der Welt gerade abspielt.

Wer hätte beispielsweise gedacht, dass Preise derart rasch und stark steigen, Energieversorger über Nacht in große Turbulenzen geraten, es in Österreich einen solchen Ansturm auf Sozialmärkte und „Tafeln“ geben könnte und mancherorts für Bedürftige zu wenig Reis, Nudeln, Öl und Haltbarmilch vorhanden sind, für Kinder nicht ausreichend Hygieneartikel und sogar die verdeckte Obdachlosigkeit von Jugendlichen im ländlichen Raum signifikant zunimmt.

Sogar im warmen Sommer und in fruchtbaren Gegenden können sich zunehmend mehr Menschen die Lebenserhaltungskosten nicht mehr leisten, obwohl sie nichts falsch gemacht haben, einer Arbeit nachgehen und bescheiden leben.

Viele Menschen können trotz aller Bemühungen mit den Entwicklungen auf der Welt nicht mehr mithalten, müssen aber gleichzeitig zuschauen, wie Superreiche immer reicher werden, mitunter wenige Steuern zahlen und sich im Weltall duellieren, wer früher oder für einige Sekunden länger in der Schwerelosigkeit verweilen kann.

Diese Entwicklungen gibt es ja schon seit längerem, Proteste der „working poor people“ haben auf das Thema bereits vor vielen Jahren hingewiesen, Pandemie und Krieg haben das Problem nur noch verschärft. Niemand mehr von uns kann sich der Berichterstattung darüber entziehen, wir alle sind informiert – manche von uns vielleicht auch selbst oder durch das persönliche Umfeld berührt oder gar betroffen.

Das System des permanenten Wirtschaftswachstums, des grenzenlosen Konsums und gedankenlosen Ressourcenverbrauchs steht bereits seit längerem auf wackeligen Beinen, wir in der „ersten Welt“ mit ihren vielen Annehmlichkeiten und Bequemlichkeiten wollten es nur nicht wirklich wahrhaben und haben uns zu einer „Zuvielisation“ entwickelt, also zu einer Gesellschaft, die sich nicht mehr gefragt hat, was brauche ich wirklich und wieviel ist eigentlich genug?

In vielfacher Hinsicht sind Gräben aufgegangen, Populismus hat diese Entwicklung auch noch gefördert und man fragt sich, ob es nicht höchste Zeit wäre näher zusammenzurücken, Kräfte zu bündeln und jahrzehntelange Fehlentwicklungen zu korrigieren.

Heute werden in ganz Europa PolitikerInnen, die erst seit kurzem in der Verantwortung sind, für Versäumnisse der arrivierten politischen Vertreter „geprügelt“ und groteskerweise mitunter auch von genau denen, die jahrzehntelang selbst in Regierungen, Ministerien oder Parlamenten an der Macht waren und in Verantwortung gestanden sind.

Die Verunsicherungen und Belastungen der letzten Monate erzeugen einen enormen Druck und die Menschen wünschen sich mehr Zusammenhalt und Geschlossenheit der politischen Kräfte, sowie klare, gut überlegte, breitgetragene Wegweisungen anstelle von überflüssigen Einzelmeinungen, spontanen emotionalen Reflexen, Zwist und populistischen, kurzsichtigen Aussagen.

Keinesfalls darf dabei die Angst geschürt werden, sondern die Zuversicht muss forciert werden!

So, wie sich die Sonnenblume schon in der Dunkelheit der Nacht wieder zum Sonnenaufgang hinwendet, sollten auch wir darauf achten, uns danach auszurichten, was uns wirkliche Orientierung gibt und Energie verleiht und wo uns – im wahrsten Sinn des Wortes – das Licht aufgeht, um uns mit Zuversicht und Innovationskraft den vor uns liegenden Herausforderungen gemeinschaftlich stellen zu können.

Ganz schnell die Augen öffnen, die Zeichen der Zeit erkennen, demütig und in Geschlossenheit an die Lösung der aktuellen Herausforderungen herangehen, intensiv beten und „als Stärkerer“ solidarisch „dem Schwächeren“ zur Seite stehen, sind die Gebote der Stunde.